14.01.2020

Mit dem Camper durch Frankreich

Jede Landschaft hat ihre eigene, besondere Seele, 
wie ein Mensch, dem du gegenüber stehst.

Christian Morgenstern

 

Länderwechsel 

Als wir am 05. Januar 2020 von Freiburg aus über die „Grenze“ nach Frankreich fuhren, hätten wir nicht geglaubt, dass sich sofort die Landschaft um uns herum ändern würde. Schließlich ist es noch die gleiche Region, sogar die gleiche Straße, was soll sich da schon so schlagartig ändern?

Irgendwie einfach alles. Plötzlich erstreckt sich die Straße vor uns durch wilde, buschige Natur. Was ist passiert? Das gerodete Ackerland weicht schlagartig natürlichen Wiesen, die sich sanft über Hügel wellen und immer wieder durch Buschland und Wälder unterbrochen sind. Es gibt keine Straßenbegrenzung mehr zum Straßenrand hin und überhaupt ist dieser nicht mehr so frisiert wie gerade noch in Deutschland. Alles wirkt wilder und dann fällt uns auch der prägnanteste Unterschied auf: Das unmittelbare Wegbleiben von Straßenschildern und Werbeanzeigen. Was bleibt, ist die Straße, kaum Autos, Natur und ein weiter Himmel.

 

Der Zauber der Straße

Für die nächsten Zwei  Wochen, die wir durch Frankreich Richtung Spanien fahren werden, stellen wir das Navi auf „Mautstraßen vermeiden“ ein. Das würde uns, dank unseres 7m langen und 3,40m hohen Brummers ordentlich kosten und sich bei einer Geschwindigkeit von 80-85 km/h auch sowieso nicht lohnen.

Gott sei Dank, denn die Etappe nach Bordeaux, die E62 entlang, stellt sich als eine wunderschöne, ruhige, friedliche und verträumte Strecke heraus, die sich wunderbar fahren lässt.

Unsere Blicke schweifen über die hügelige Landschaft und verlieren sich in der Ferne.  Kühe, die aussehen wie Schafe zieren die Hügel und grüßen uns auf dem Weg. Sie tragen keine laut schallenden Kuhglocken, wie bei uns üblich und wir freuen uns mit ihnen. Die Sonne lacht und wir halten kurzerhand an einem der idyllischen Parkplätze entlang der Straße an. Während Alva und Wallo die Kühe besuchen und jauchzend über die Hügel stürmen, schmeiße ich Bobs Seitentür auf, um von der Sonne bestrahlt das Gemüse zu schnibbeln. Ich könnte jubeln  vor Glück, so unverhofft schön offenbart sich Zentralfrankreich.

Hier wird einem sogleich bewusst, dass das flächenmäßig größte Land Europas weniger als die Hälfte der Bevölkerungsdichte Deutschlands hat. Kein Wunder, das wir uns hier sogleich freier und „leerer“ fühlen. Die ruhige, unberührte Landschaft beruhigt unsere Seele. Die Landschaftsformen gehen dabei sanft ineinander über: Hügel, Büsche, Bäume, Wiesen –  nichts ist geometrisch voneinander abgetrennt. Die zum Teil als Weideland genutzten Flächen teilen sich Hühner, Kühe, Schafe, Rehe, Esel und Pferde gleichermaßen und mitunter sehen wir sie gemeinsam zum Plausch auf ein und derselben Wiese stehen.

Die E62 ist eigentlich Teil der 1300 km langen Europastraße, deren Abschnitt einzig in Frankreich nicht als Autobahn ausgebaut ist.

Die Straße nach Bordeaux  ist relativ unbefahren und es gibt nur wenige Ortschaften. Diese werden meist von der Landstraße umfahren, sodass wir ohne Unterbrechung durchfahren können. Treffen wir dann doch auf einen Ort, so brauchen wir dank der vielen Kreisverkehre auch dort nicht an einer Ampel anhalten.

Für uns ist es eine wundervolle Strecke und ideal zum Bereisen mit unserem gemütlichen Düdo.

 

Frankreichs Besonderheiten

Nicht irritieren lassen darf man sich von den 3,5t Verbotsschildern. Diese gelten meist nicht für Wohnmobile, sondern ausschließlich für LKW! Wäre dem so – wie wir anfänglich dachten –  so dürften wir beinahe keine Straße mehr befahren. In Frankreich ist ein Wohnmobil, unabhängig vom Gewicht, nicht zum „Gütertransport“ klassifiziert, sondern für die „Personenbeförderung“. So müssen die unliebsamen LKW-Verbotsschilder, die in Deutschland auch Wohnmobile über 3.5 t betreffen, von uns nicht beachtet werden.

Die Franzosen empfinden wir als sehr entspannte und Rücksicht nehmende Fahrer. Die Polizisten als großzügig. Nicht selten haben wir auf Parkplätzen genächtigt, vor deren Eingang ein Wohnmobilverbotschild prangte (auch direkt am Meer) und häufig fuhr die Polizei an uns vorbei. Wir hatten Glück, denn sie stiegen nie aus. Unser Eindruck ist, dass in Frankreich noch gesetzlicher Raum für Großzügigkeit herrscht und Polizisten –  sofern sie es denn möchten – gerne einmal über Dinge hinweg sehen, wenn es nicht der Allgemeinheit schadet. Dies ist aber nur unser persönlicher Eindruck, auf unsere persönlichen Erfahrungen beruhend.

Tankstellen gibt es, wenn auch nicht so viele, wie wir es von Deutschland gewöhnt sind. Wir haben einige Zeit suchend verbracht, nur um kurz vor dem Diesel-Tod vor einer verlassenen und geschlossenen Tankstelle zu stehen. Googel Maps ist offensichtlich auch nicht immer auf dem neuesten Stand. Dem Reservekanister sei Dank, haben wir es dann doch noch zu einer Tankstelle geschafft. Unser Tipp an dieser Stelle: Nutzt die Tankstellen an den großen Supermärkten wie beispielsweise Intermarché oder Carrefour und nicht die überteuerten  entlang der Autobahnen. An fast jedem großen Supermarkt befindet sich eine Tankstelle und es werden dort auch Gasflaschen verkauft.

Positiv aufgefallen sind uns die vielen schönen und sauberen Rastplätze entlang der Landstraßen und Autobahnen, sowie die vielen öffentlichen Toiletten, die man auch entlang der Küste kostenfrei nutzen darf. Überhaupt hat sich Frankreich uns als sehr sauber und strukturiert präsentiert.

Die Küstengegenden rund um Biarritz und Bayonne erschien uns zum Teil geradezu amerikanisch weitläufig. Uns war es mitunter sogar zu klar, zu sauber, zu geordnet.

Wenn ihr, so wie wir, den Januar als eure Reisezeit durch Frankreich wählt, dann müsst ihr damit rechnen, dass  viele Campingplätze, Restaurants und Läden geschlossen sein werden.

Das Städtchen Arcachon präsentierte sich uns geradezu als Geisterstadt. Als Gegenleistung bekamen wir die Strände für uns und konnten sogar die Dune du Pilat allein erklimmen und so einen ganz besonderen Zauber erleben.

 

Fazit

Frankreich mit dem Camper zu bereisen ist unkompliziert, entspannt und idyllisch, sofern man auf die großen Mautstraßen verzichtet. Hier wird es einem an nichts fehlen und fern der Hauptreisezeit wird man mit leeren Stränden, freien Parkplätzen und entspannten Menschen belohnt.

Haben wir etwas vergessen oder habt ihr Fragen? Traut euch und schreibt in die Kommentare. Wir nehmen auch gerne Hinweise per Mail entgegen.

Euer MellowMagic-Team